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Blutegeltherapie

Die kleinen tierischen Helfer mit der oft großen Wirkung

Blutegel

Ich gebe zu, einen Schönheitswettbewerb gewinnen sie vielleicht nicht unbedingt. Aber wie auch im echten Leben: Auf die inneren Werte kommt es an. Der Einsatz von Blutegeln hat in der Humanmedizin eine jahrtausendelange Tradition. Auch im Bereich der Tiermedizin hat sich die Blutegeltherapie in den letzten Jahren sehr bewährt und zeigt oft beeindruckende Wirkung.

In meiner Tierarztpraxis helfen mir die „Minischlangen“ (Egel= lat.Echis =kl. Schlange) bei der Behandlung vieler Beschwerden. Durch ihre schmerzlindernde, entzündungshemmende und durchblutungsfördernde Wirkung ist es mir möglich selbst chronisch kranken und alten Patienten zu helfen und so ihre Lebensqualität zu verbessern. Da keine Medikamente (außer den Egeln selbst) eingesetzt werden, belastet ihr Einsatz keine inneren Organe und ist dopingfrei.

Wie helfen Blutegel?

Blutegelspeichel hat ca. 200 Inhaltstoffe. Durch sie haben die kleinen Helfer eine entzündungshemmende, schmerzstillende, abschwellende und antibiotische Wirkung. Hier ein kleiner Auszug:

  • Blutgerinnungshemmer (Hirudin)
  • Bewirkt die langfristige Nachblutung der Wunde, welches eine reinigende Funktion einnimmt und mit einem Aderlaß zu vergleichen ist (Calin)
  • Entzündungshemmer (Eglin)
  • Enzymhemmend (Bdelline)
  • Auflösung von Blutgerinnseln (Destabilase)
  • Antibiotische Wirkung, lokale Gefäßerweiterung (Hyaluronidase)
  • Hemmung der Thrombozyten- Aggregation (Apyrase und Kollagenase)

Sinnvolle Einsatzmöglichkeiten

  • Bei chronischen Leiden ist ihre Wirkung oft spektakulär.
  • Entzündungen jeder Art (Haut, Nerven, Sehnen, Analdrüsen, etc.)
  • Arthrose, ED, HD, Gallen
  • Bandscheibenvorfälle, Spondylosen
  • Ekzeme (Sommerekzem, Leckekzem, Zwischenzehenekzem etc.)
  • Schlecht heilende Wunden (auch post-OP), Abszesse
  • Blutergüsse z.B. Othämatom
  • Narbenproblematik (auch post-OP)
  • Ödeme
  • Venenerkrankungen (Thrombose, Thrombophlebitis)
  • Erkrankungen der Bänder und Sehnen
  • Kreuzverschlag, Muskelverhärtungen

Eine Behandlung dauert in der Regel zwischen 60 und 90 Minuten.

Zu Behandlungsbeginn wird der Blutegel an der vorgegebenen Hautstelle angesetzt und saugt sich fest. Im weiteren Verlauf (15 bis 90 Minuten) leitet er die Wirkstoffe beim Saugen in das Gewebe ein. Ist der Saugvorgang abgeschlossen, fällt der Blutegel von alleine ab. Die Tiere dürfen auf keinen Fall gewaltsam und während des Saugens entfernt werden!

Die kleine Bisswunde wird durch den Wirkstoff Calin (Saratin) 4 bis 12 Stunden offen gehalten und blutet nach. Das ist völlig normal und erwünscht. Da es sich dabei um eine kleine Wunde handelt, sollten sie nur darauf achten die Stelle sauber zu halten oder es wird ein kleiner Schutzverband angelegt.

Im ersten Moment kann das Tier einen leichten Schmerz spüren. Vergleichbar mit einem Mückenstich. Der restliche Saugakt ist jedoch komplett schmerzfrei, da der Blutegel mit seinem Speichel schmerzlindernde Stoffe abgibt.

Haustiere akzeptieren in der Regel den Blutegelbiss ohne Abwehrreaktion und tolerieren die Behandlung meist geduldig. Viele Tiere dösen bei der Behandlung ruhig vor sich hin.

Der heilende Effekt kann sich nach unterschiedlichen Zeitabständen einstellen und hält oft monatelang. Je nachdem ist sogar unmittelbar im Anschluss an die Behandlung schon eine Besserung sichtbar.

Die Wirkung ist bei chronischen Patienten oft spektakulär. Die Wirkdauer hängt in hohem Maße vom Grad der Schädigung des betroffenen Gewebes ab. In der Summe ist die Blutegeltherapie jedoch eine effektive und schonende Therapiemöglichkeit.

Die Anzahl der Sitzung ist für jeden Patienten individuell, richtet sich nach dem Grad der Besserung und kann ein oder mehrmalig sein.

Bei fachgerechter Anwendung sind unerwünschte Nebenwirkungen selten. Möglich sind ungefährliche lokale Reaktionen in der Nähe der Saugstelle. Grundsätzlich bestehen die normalen Risiken von Wundinfektionen und allergischen Reaktionen sowie der Gefahr der Überdosierung, insbesondere bei kleinen Tieren.

Selbstverständlich verwende ich ausschließlich Blutegel, die unter staatlich zertifizierten Bedingungen in speziellen Zuchtfarmen gezüchtet wurden. Das ist sehr wichtig, da Blutegel zu den Arzneimitteln zählen und so auch bestmöglich sichergestellt wird, dass keine Gefahr für eine evtl. Krankheitsübertragung besteht. Aus diesem Grund verbietet sich auch die Wiederverwendung eines Egels an verschiedenen Patienten.

Darüber hinaus können Erkrankungen des Tieres vorliegen, bei denen eine Blutegeltherapie nicht angezeigt ist. Deshalb rate ich den Tierhaltern von einer Selbstmedikation ohne Rücksprache mit einem Tierarzt ab. Die Hirudotherapie erfordert heilkundige Fachkompetenz.

Die kleinen Helfer können bei Tieren jeden Alters eingesetzt werden. Bei folgenden Gegebenheiten können sie jedoch nicht verwendet werden:

  • Tiere mit einem Körpergewicht unter 5kg
  • ein schlechter Allgemeinzustand
  • Fieber
  • diverse Krankheiten
  • Blutgerinnungshemmende Medikamente (Blutverdünner wie z.B. Aspirin und Teufelskralle) müssen mindestens 1 Woche vor der Therapie abgesetzt werden.

Der Egel wird vielfach noch mit „Ekel“ assoziert. Dabei ist seine medizinische Verwendung bereits eine jahrtausendalte Tradition. In alten Schriften kann eine Therapie mittels Blutegeln bereits seit mehr als 3000 Jahren nachgewiesen werden. Wahrscheinlich wurden Blutegel bereits in der Jungsteinzeit angewendet. Im 19. Jh wurden in Europa allein in Frankreich bis zu 100 Millionen Egel pro Jahr genutzt.

Der Blutegel gehört zu den Ringelwürmern und ist damit ein Verwandter unseres Regenwurms. Im Unterschied zu diesem, ist der Blutegel aber auf tierisches Protein als Nahrung angewiesen. Nahrungsquellen für den Jungegel ist das Blut von Fröschen und Fischen. Erst zur Geschlechtsreife (ca. 3 Jahre) benötigen sie das Blut von Warmblütern.

Durch den exzessiven Verbrauch wurde der medizinische Blutegel (Hirudo medicinales) in der freien Natur leider fast ausgerottet. Heute nutzen wir Egel aus spezialisierten Zuchtstationen, die über eine pharmazeutische Zulassung verfügen.

Da Blutegel seit einigen Jahren zu den Arzneimitteln zählen sind sie verschreibungspflichtig und können nur noch mit Rezept oder von Tierärzten bezogen werden.

Haben Sie noch Fragen oder möchten Sie einen Termin vereinbaren?

Kontaktieren Sie mich gerne telefonisch, per E-mail, oder nutzen Sie meinen Onlineterminkalender. Bitte beachten Sie, dass ich während meinen Behandlungen keine Telefongespräche entgegennehmen kann. Hinterlassen Sie gerne Ihre Telefonnummer, ich rufe Sie schnellstmöglichst zurück.

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